In Verbindung mit der Ernährung von Katzen, wird häufig von einem ausgewogenen Calcium zu Phosphor Verhältnis gesprochen. Vielleicht fragen Sie sich, was es damit auf sich hat und weswegen ein so bedeutendes Augenmerk gerade auf diese beiden Komponenten in hausgemachtem Katzenfutter gelegt wird.
In der Natur nehmen Katzen mit dem Verzehr ihrer Beutetiere täglich nicht nur das Muskel- und Organfleisch, Fell und Mageninhalt etc. sondern auch die Knochen zu sich.
Das Fleisch selbst enthält nur sehr wenig Calcium aber gleichzeitig sehr viel Phosphor. Ein wichtiger Punkt, wenn wir Katzenfutter für unsere Tiere selbst zubereiten, denn in diesem Fall wird der Zusatz eines Calciumpräparates notwendig. Es sei denn, wir verfüttern Knochen mit dem Fleisch. Dann ist die Zugabe eines Calciumpräparates in der Regel nicht nötig. Ist zu wenig Calcium im hausgemachten Katzenfutter kann dies dazu führen, das der Katzenkörper sich, in der Konsequenz, diesen wichtigen Mineralstoff aus den eigenen Knochen nimmt. Das kann schwere Folgen haben und z.B. zu Skeletterkrankungen führen. Um dem entgegenzuwirken, ist die ausreichende Versorgung mit diesem wichtigen Nährstoff für unsere Stubentiger ein MUSS.
Das „ideale“ Calcium zu Phosphor Verhältnis liegt laut Literatur zwischen 1,1:1 bis 1,3: 1. Dieses Verhältnis bestimmt maßgeblich die Aufnahme der beiden Mineralstoffe im Körper und sollte aus diesem Grund im Einklang miteinander stehen.
Calcium ist ein Mineralstoff und zählt zu den Mengenelementen
Calcium verdankt seinen Namen dem lateinischen calx. So bezeichneten die Römer Kalkstein, Kreide und daraus hergestellten Mörtel. Calcium ist, zusammen mit Phosphat, ein Baustein von Knochen und Zähnen und übt dort wichtige Stützfunktionen aus. Der mengenmäßig größte Teil befindet sich in Knochen und Zähnen. Der Rest befindet sich im Blutplasma.
Katzen benötigen Calcium
- bei der Muskelarbeit
- der Blutgerinnung
- der Nervenleitung
- dem Herzrhythmus
- der Knochenbildung
- und vielen anderen Stoffwechselvorgängen in den Zellen
Woher weiß ich, wieviel Calcium ich an schieres Fleisch geben muss?
Zuerst einmal steht die Frage im Raum, welches Präparat Sie zur Calciumanreicherung verwenden möchten. Sie können hierzu unter verschiedenen Möglichkeiten wählen. Knochenpulver enthält z.B. neben Calcium auch Phosphor. Bio-Eierschalenpulver… ist ein relativ reines Calciumpräparat mit einem sehr geringen Phosphoranteil. Auch Algenkalk… ist für die Calciumanreicherung sehr gut geeignet und enthält nahezu kein Phosphor, dafür aber Jod, da Algenkalk aus einer an Calcium reichen Meeresalge hergestellt wird.
Da Eierschalenpulver und Algenkalk im Gegensatz zu Knochenkonzentrat… nahezu kein Phosphor enthalten, bedenken Sie bitte bei der Verwendung von Algenkalk oder Eierschalenpulver auch, dass Sie den Phosphat- sowie den Calciumgehalt im fertigen Katzenfutter diesbezüglich überprüfen und entsprechend anheben, sollte der Tagesbedarf dieser beiden Mineralstoffe für Ihre Katze nicht ausreichend abgedeckt sein.
Sie haben sich für ein Calciumpräparat entschieden und stehen nun vor einer erneuten Frage:
Woher weiß ich, wieviel des Calciumpräparates ich an das schiere Fleisch geben muss?
Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten, da wir Daten aus Nährstofftabellen zur Berechnung heranziehen müssen. Diese Daten aus Lebenmittel-Datenbanken stellen jedoch keine Konstanten sondern nur Schätzwerte dar, an denen wir uns orientieren können. Auch die Qualität des Fleisches und die Haltung der Tiere, die Lagerung, die Auswahl der Fleischstücke die Sie verwenden möchten (z.B. fett oder mager), der Zusatz von Wasser an ein Rezept, weitere Zusätze usw. verändern z.B. die Nährwertgehalte des fertigen Katzenfutters. Bitte beachten Sie auch, dass wir uns bei unserer weiter unten aufgeführten Berechnung nur auf die Komponente Fleisch konzentriert haben. Wenn Sie in Ihr Rezept noch andere Lebensmittel wie vielleicht frisches Eigelb etc. mit einbeziehen möchten, fügen sie dies in Ihre Berechnungen bitte mit ein.
Auch der individuelle Bedarf einer jeden Katzen oder die Wahl des jeweiligen Calciumzusatzes kann z.B. aufgrund von Krankheit, variieren. In diesem Fall besprechen Sie sich bitte mit Ihrem Tiertherapeuten. Wir beschränken uns bei unseren Ausführungen an dieser Stelle auf die Zubereitung von hausgemachtem Katzenfutter für gesunde Katzen.
Ein kurzes Wort zum Troste für jene, denen bereits an dieser Stelle der Kopf raucht. Wie bereits erwähnt, sind Daten aus Lebensmitteldatenbanken Richtwerte, die wir heranziehen können. Uns allen ist bewusst, dass weder Rinder, noch Hühner noch Lämmer etc. zu dem Beuteschema der Katze gehören. Die von der Natur für Katzen vorgesehene Nahrung sind Mäuse und andere kleinere Beutetiere, aber auch nur dann, wenn sie von der Katze selbst lebend erbeutet werden. Daher bleibt uns nur, die natürliche Beute der Katze als Vorlage heranzuziehen und die Nährstoffkombination dieser Beutetiere, vornehmlich Mäusen, auf der molekularen Nährstoffebene so gut wir eben können nachzubauen. Und dies ist durchaus möglich.
Bitte denken Sie stets daran, dass Sie Nahrung für Ihre Katzen zubereiten und keine wissenschaftliche Arbeit verfassen möchten. Vor allem in Augenblicken, wo Sie vielleicht der Mut verlässt. Es kommt nicht auf die exakten Nachkommastellen an, sondern auf die Gesamtkomposition der Mahlzeiten. Oder wiegen Sie selbst für sich und Ihre Familie die tägliche Nahrung per Feinwaage milligramm genau aus bevor Sie das Essen auf die Teller geben?
Ein Rechenbeispiel
Sagen wir, Sie haben sich für ein Knochenpulver entschieden. Der Einfachheit halber rechnen wir mit dem Tatzenladen Knochenkonzentrat, denn hierzu haben wir die Gehalte an Calcium und Phosphor griffbereit. Um die Nährstoffe des Fleisches zu ermitteln, schlagen Sie diese einfach in einer Nährwerttabelle nach. Es seien an dieser Stelle beispielhaft zwei Bücher genannt, in denen Sie derlei Daten nachschlagen können. Zum einen „Nährstoffe in Lebensmitteln“ von Beate und Helmut Heseker oder zum anderen „Die große GU Nährwert und Kalorien Tabelle“. Es gibt aber auch im Internet einige hilfreiche Datenbanken, die man hierfür konsultieren kann.
Für unser Rezept haben wir uns für Rindfleisch entschieden. In der Tabelle des zuvor genannten Buches „Nährstoffe in Lebensmitteln“ finden wir folgende Nährwertangaben zu Calcium und Phosphor für Rindfleisch:
Wir berechnen der Einfachheit halber gleich 1 kg Fleisch bestehend aus 700g mittelfettem Rindfleisch, 200g Rinderherz und 100g Rinderleber.
Calcium in mg | Phosphor in mg | Calcium | zu | Phosphor | |
700 g mittelfettes Rindfleisch | 35 | 1043 | 0,03 | / | 1 |
200 g Rinderherz | 18 | 428 | 0,04 | / | 1 |
100 g Rinderleber | 7 | 360 | 0,01 | / | 1 |
Gesamt | 60 | 1831 | 0,03 | / | 1 |
Sie sehen anhand dieser Aufstellung, dass in schierem Fleisch der Phosphorgehalt gegenüber dem Calciumgehalt deutlich überwiegt. Wir streben jedoch ein Calcium zu Phosphor Verhältnis von 1,3 zu 1 an, das wir mit dem Zusatz des Knochenkonzentrates erreichen möchten und das sich wie folgt errechnet:
Menge in g | Calcium in mg | Phosphor in mg | Calcium | / | Phosphor | |
Gesamtfleischmischung | 1000 g | 60 | 1831 | 0,03 | / | 1 |
Knochenkonzentrat | 16 g | 5280 | 2240 | 2,35 | / | 1 |
Gesamt | 5340 | 4071 | 1,3 | / | 1 |
Grundlage zur Tabelle:
Die analytischen Bestandteile des Tatzenladen Knochenkonzentrat:
Calcium 33,0 % und Phosphor 14,0 %.
Dieses entspricht bei 100 g Knochenkonzentrat 33 g Calcium und 14 g Phospor.
In jedem Fall müssten Sie, neben einigen anderen Zutaten, der o.g. Fleischmischung noch Wasser zufügen. Da die Zugabe von Wasser auch maßgeblich Einfluß auf die Nährstoffdichte des fertigen Katzenfutters nimmt, fügen wir diese an dieser Stelle auch in unsere Berechnungen mit ein. Zur Bestimmung der Feuchtigkeit im jeweils verwendeten Fleisch, sollten Sie auch eine Nährwerttabelle zur Hilfe nehmen, um die natürlichen Feuchtigkeitsgehalte zu ermitteln. Anschließend können Sie dann die fehlende Flüssigkeit entsprechend ergänzen, um auf einen Feuchtigkeitsgehalt von ca. 80% (Modell Beutetier) im fertigen Katzenfutter zu kommen.
Feuchte in % | Feuchte in ml | |
700 g mittelfettes Rindfleisch | 70 | 490 |
200 g Rinderherz | 75,5 | 151 |
100 g Rinderleber | 69,9 | 69,9 |
16 g Knochenkonzentrat | 4 | 0,6 |
Gesamt | 70 | 711,5 |
Das Ergebnis zeigt uns, das ca. 10% Feuchtigkeit fehlen, die wir mit ca. 102 ml Wasser ergänzen müssen.
Fleisch plus Tatzenladen Knochenkonzentrat plus Wasser ergibt: 1118 g.
Eine durchschnittliche Tagesportion (Portionsgröße bitte entsprechend gesondert ermitteln) beträgt ca. 130 g pro Tag/pro Katze. Dies bedeutet, dass sich aus 1118 g Futter 8,6 Portionen fertiges Katzenfutter ergeben. Wenn Sie nun den Gesamt-Calciumgehalt bzw. Gesamt-Phosphorgehalt durch die Portionen teilen, kommen Sie auf folgende Tageswerte für eine Katze von 4 kg Gewicht: Calcium 620 mg und Phosphor 473 mg
Der Mindestbedarf an Calcium und Phosphor für eine erwachsenen Katze laut NRC* für eine 4 kg schwere Katze pro Tag ist mit Calcium 512 mg und Phosphor 384 mg angegeben.
Wir haben uns für o.g. Rechenbeispiel für die Angabe der Bedarfswerte des NRC entschieden, da die genannten Zahlen am nächsten an unseren eigenen Studienergebnissen und dem Nährwertprofil von Mäusen liegen, als andere Bedarfswerteangaben. Hieraus können Sie nun wunderbar ablesen, dass Ihre Katze nach o.g. Berechnung ausreichend mit diesen beiden wichtigen Mineralstoffen versorgt ist, wenn Sie, wie beschrieben vorgehen.
Bitte bedenken Sie, dass der Mindestbedarf an Nährstoffen nicht den Optimalbedarf an Nährstoffen einer Katze widerspiegelt.
Sie sehen, die Berechnung der jeweiligen Calciummenge ist keine große Kunst. Wenn Ihnen die Berechnung aber dennoch ein wenig zu kompliziert erscheint oder es einfach einmal schnell gehen muss, dann verwenden Sie doch einfach TCPremix. Wenn Sie das hausgemachte Katzenfutter nach unserem Rezept mit TCPremix zubereiten, sind die Calcium- und Phosphorgehalte ausgeglichen, stehen im richtigen Verhältnis zueinander und sind an die Bedarfswerte von Katzen angepasst. Ganz nach dem Vorbild der Natur.
Wir wünschen viel Freude bei der Zubereitung der Katzenmahlzeiten!
Autorin: Nicole Kipp-Meilwes
Quellen/Literaturverzeichnis
Beate und Helmut Heseker, Nährstoffe in Lebensmitteln, Verlag Umschau
Dr. Donald Strombeck, „Home prepared Dog and Cat diets“
NRC Nutrient Requirements for Dogs and Cats