Besonderheiten bei der Ernährung von Katzen

Katzen sind keine kleinen Hunde
Katzen haben ihren eigenen, von der Natur gegebenen Stoffwechsel, der so manche Besonderheit aufweist, die im Grunde eigentlich keine wirkliche Besonderheit ist, sondern nur das wiederspiegelt, was das Leben bzw. die Ernährung eines strikten Carnivoren ausmacht.

Als sich unsere heutige Hauskatze vom ehemaligen Mäusefänger zum Familienmitglied entwickelte und wir Menschen die Ernährung übernahmen, wurde es für uns notwendig, die besonderen Ernährungsbedürfnisse dieser einzigartigen Tiere zu verstehen und zu hinterfragen. Katzen stellen besondere Anforderungen an ihre Nahrung und wurden von der Natur auch an ganz spezielle Nahrungsmittel angepasst. Das Wissen um diese Besonderheiten ist besonders dann von Relevanz, wenn wir das Futter für unsere Tiere selbst zubereiten bzw. eigenverantwortlich die Futtergestaltung für unsere Samtpfoten übernehmen.

Das Leben als Jäger
Die Familie der Katzen gehört zu den fleischfressenden Tieren, den Karnivoren. Katzen schleichen sich sehr nah an ihre Beute heran und überraschen diese dann mit einem schnellen Angriff, um sie anschließend mit Haut und Haar zu verschlingen. Die Bezeichnung Karnivor setzt sich aus den lateinischen Begriffen „caro/carnis“ Fleisch und „vorare“ Verschlingen zusammen.

Wie das Gebiss, so ist auch der Verdauungstrakt im Vergleich zu dem eines Pflanzenfressers sehr ursprünglich und bietet dadurch eine höhere Anpassungsfähigkeit. Wild lebende Katzen haben sich im Laufe Ihrer Entwicklungsgeschichte auf die Aufnahme vieler kleiner Mahlzeiten spezialisiert. Aus diesem Grund ist ihr Magen sehr einfach aufgebaut und der Darm relativ kurz.

Katzen bevorzugen feste und feuchte Nahrung und benötigen sehr viel tierisches Protein. Selbst das Fressverhalten in Freiheit lebender Katzen spiegelt Ihre besondere Vorliebe für tierisches Gewebe wieder. So erklärt es sich auch, das wilde Katzen beim Fressen ihrer Beute häufig die Aufnahme von pflanzlichem Material, das in den Eingeweiden Ihrer Beute zu finden ist, vermeiden. (1)

Wenn wir das Futter für unsere Samtpfoten selbst zubereiten ist es unerlässlich sich stets vor Augen zu halten, das Katzen nicht von Fleisch alleine leben können. Es gibt leider dokumentierte Fälle, die den Leidensweg einiger Katzen beschreiben, die ausschließlich mit schierem Fleisch (oder Innereien oder Fisch) ernährt wurden. Bitte bedenken Sie, dass schieres Fleisch nahezu kein Calcium enthält, aber gleichzeitig sehr viel Phosphor. Eine Katze, die Mahlzeiten erhält, die lediglich aus Fleisch bestehen und denen der Knochenanteil fehlt, muss ihren Calciumbedarf in der Konsequenz aus den eigenen Knochen decken. Das dies langfristig schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann, ist vorprogrammiert. Ein wichtiger Punkt, wenn wir Katzenfutter für unsere Tiere selbst zubereiten, denn in diesem Fall wird der Zusatz eines geeigneten Mineralstoffpräparates notwendig. Eine maximale Verfügbarkeit von Calcium zu Phosphor wird in der Literatur mit 1,1:1 – 1,3:1 angegeben.

Nehmen wir die natürliche Beute der Katze, die Maus, als Vorlage, wird uns recht schnell klar, dass ein Mausekörper nicht nur aus Fleisch alleine besteht. Wir müssen also bestrebt sein, das hausgemachte Katzenfutter bzw. die Zusammensetzung und Nährstoffe zu imitieren, wollen wir das Futter für unsere Tiere selbst zubereiten. Hierzu ist es zusätzlich erforderlich, einige Besonderheiten bei der Ernährung von Katzen zu berücksichtigen.

Auf einen Blick
- Katzen haben als reine Fleischfresser einen sehr hohen Proteinbedarf
- Katzen können Taurin nicht selbst bilden
- Die Nahrung einer wild lebenden Katze enthält nahezu keine Kohlenhydrate
- Katzen können Betakarotin nicht in Vitamin A umwandeln
- Katzen haben einen speziellen Bedarf an Arachidonsäure
- Katzen können Niacin (ein B-Vitamin) nicht selbst bilden
- Katzen können Vitamin D nicht unter Sonnenlicht bilden
- Katzen decken den Flüssigkeitsbedarf nahezu ausschließlich über die erjagten Beutetiere

Die Nährstoffbesonderheiten im Überblick
Schauen wir uns nun die wichtigsten Besonderheiten einmal näher an, die bei der Zusammenstellung von hausgemachten Katzenmahlzeiten beachtet werden müssen, um ernährungsbedingte Fehler zu vermeiden.

Sehr hoher Proteinbedarf
Katzen haben einen ungewöhnlich hohen Erhaltungsbedarf an Protein und brauchen daher eine proteinreiche Nahrung auf Basis von Fleisch. Proteine sind große und komplexe Moleküle aus Hunderttausenden von Aminosäuren. Diese Aminosäuren sind die Hauptstrukturkomponenten der Körpergewebe und Organe und fungieren als Hormone, Enzyme und Antikörper. Mehrere Aminosäuren werden als essentiell bezeichnet und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Katzen haben eigentlich keinen Proteinbedarf im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr einen Bedarf an Aminosäuren. Weil in der Tierernährung (z.B. Futtermittelanalysen) anstelle von Aminosäuren meist Proteingehalte bestimmt werden, wird daher hauptsächlich vom Proteinbedarf der Katze gesprochen.

Im Vergleich ist der Protein-Erhaltungsbedarf einer erwachsenen Katze doppelt so hoch wie der eines erwachsenen Hundes. Dieser hohe Bedarf ergibt sich aus der besonders hohen Aktivität bestimmter Leberenzyme. Anders als bei Allesfressern und Pflanzenfressen, kommt es bei Fleischfressern (wie der Katze) nicht zu einem Absinken der Enzymaktivität, wenn proteinarme Nahrung gefüttert wird. Die Enzymsysteme der Katze sind ständig in Aktion, um eine bestimmte Menge Nahrungsprotein zur Energiegewinnung zu verstoffwechseln und können sich nicht auf proteinarmes Futter einstellen. Da Katzen keine Proteinreserven im Körper anlegen können, müssen die Tiere Proteine ständig in hohen Mengen mit dem Futter aufnehmen, um nicht in eine Unterversorgung zu geraten.

Aminosäuren von besonderer Bedeutung: Taurin, Methionin und Arginin, Cystin
Taurin ist eine Schwefel-Aminosäure die beim Abbau der Aminosäure Cystein entsteht und die für Katzen essentiell ist. Katzen haben einen ungewöhnlich hohen Taurinbedarf. Sie bilden Gallensalze ausschließlich mit Taurin und können bei einer reduzierten Taurin Zufuhr nicht wie andere Tiere, auf die Konjugation von Gallensäuren mit Glycin (einer Aminosäure) umstellen. Taurin findet sich in tierischen Geweben, besonders Muskulatur, Herz, Leber und Gehirn oder kann dem Futter als kristalline Aminosäure (Taurin Pulver) untergemischt werden. Siehe auch Taurin…

Katzen benötigen Arginin, eine basische Aminosäure, damit der Harnstoffwechsel optimal funktioniert. Ein Mangel an der Aminosäure Arginin kann für Katzen bedrohliche Folgen haben, da Arginin ein wichtiger Bestandteil des Harnstoffzyklus ist. Ohne Arginin kann Ammoniak im Harnstoffzyklus nicht zu Harnstoff umgewandelt werden und es treten in Folge Symptome einer Ammoniakvergiftung auf. Arginin ist für Katzen essentiell und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Da Arginin reichlich in tierischen Geweben enthalten ist, ist ein Arginin Mangel im Allgemeinen kein Problem, vorausgesetzt, dass die Tiere ein Futter mit ausreichenden tierischen Proteinen erhalten.

Methionin und Cystein zählen zu den schwefelhaltigen Aminosäuren und werden von Katzen in größeren Mengen benötigt. Da Methionin die Vorläufersubstanz von Cystein ist und sich der Cystein-Gehalt von Lebensmitteln nur schwer bestimmen lässt, wird der Gehalt dieser beiden schwefelhaltigen Aminosäuren für gewöhnlich zusammen aufgelistet. So sind  z.B. 100 g Rinderfilet mit 570 mg und Putenbrust mit 630 mg Methionin- und Cystein reiche Nahrungsmittel.

Kohlenhydrate und Fleischfresser
Während der Evolution haben sich Katzen an Nahrung auf Fleischbasis angepasst. Die Nahrung einer wild lebenden Katze enthält nahezu keine Kohlenhydrate, im Durchschnitt weniger als 2 % des Gesamtgewichts. Diese 2% bestehen meist aus Samen aus dem Magen des Beutetieres und aus einer kleinen Menge Glukose aus den Muskeln. Wobei anzumerken ist, das wild lebende Katzen beim Fressen ihrer Beute häufig die Aufnahme von pflanzlichem Material, das in den Eingeweiden Ihrer Beute zu finden ist, vermeiden. Die natürliche Nahrung von Katzen ist also reich an tierischen Proteinen und kohlenhydratarm. Aus diesem Grund besitzen Katzen nur eine sehr eingeschränkte Fähigkeit zur Verstoffwechslung größerer Mengen an einfachen Kohlenhydraten. Kohlenhydrate werden von zwei Leberenzymen, Hexokinase und Glukokinase zu Glucose umgewandelt. Die Leber von Katzen zeigt zwar eine normale Hexokinase-Aktivität, jedoch nur eine sehr geringe Glukokinase-Aktivität. Fazit: Katzen benötigen keine Kohlenhydrate sondern ein proteinreiches Futter auf Basis von Fleisch.

Unfähigkeit ß-Carotin in Vitamin A umzuwandeln
Die Katze kann Vitamin A nicht selbst bilden und ist darauf angewiesen, dieses Vitamin mit tierischer Nahrung aufzunehmen. Katzen benötigen vorgeformtes Vitamin A, da bei ihnen das erforderliche Enzym fehlt, um ß-Karotine zu spalten. Vor allem Leber ist ein exzellenter Lieferant von Vitamin A (Retinol). Allerdings sollte die tägliche Lebermenge an die Gesamtfuttermenge angepasst sein.
Siehe auch unsere Online-Artikel Leber in hausgemachtem Katzenfutter… / Leber und Vitamin A…


Bedarf an Arachidonsäure
Katzen haben einen speziellen Bedarf an Arachidonsäure. Sie können diese, nicht synthetisieren, da Ihnen hierzu die nötigen Enzyme fehlen. Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure und gehört zu den Omega-6-Fettsäuren. Arachidonsäure ist ausschließlich in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft enthalten. Höhere Mengen Arachidonsäure finden sich z.B. in Leber, Eigelb und Schweineschmalz.


Vitamin D kann nicht unter UV-Licht gebildet werden Katzen lieben es zwar ausgiebig in der Sonne zu dösen, allerdings können die Tiere Vitamin D nicht unter UV-Licht-Bestrahlung bilden. Vitamin D ist reichlich in Leber und in Dorschlebertran enthalten.


Hohe Konzentrationskapazität der Niere / Wasser
Es wird angenommen, dass unsere heutige Hauskatze ein Nachkomme der afrikanischen Wildkatze (Felis silvestris) einem Wüstenbewohner, ist. Die Anpassung dieser Tiere an extrem trockene Umweltverhältnisse spiegelt sich auch in dem Trinkverhalten unserer mitteleuropäischen Stubentiger wieder. Katzen haben einen eher schwach ausgeprägten Drang zum Trinken. Durch ihre Fähigkeit den eigenen Urin stark zu konzentrieren, können Katzen eine geringere Wasseraufnahme ausgleichen. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass ein hoch gesättigter Urin entsteht, der im ungünstigsten Fall das Risiko einer Erkrankung der unteren Harnwege begünstigt. Ist der Wassergehalt… in der Nahrung hoch, sind Katzen in der Lage, eine normale Wasserbilanz ohne zusätzliches Trinkwasser aufrechtzuerhalten. Daher sollte Katzen ein Futter gereicht werden, dass einen ausreichenden Feuchtigkeitsgehalt von 70-80% hat.

Autorin: Nicole Kipp-Meilwes
Quellen/Literaturverzeichnis:
– Klinische Diätetik für Kleintiere, Hand/Thatcher/Remillard/Roudebush, Verlag Schlütersche – Zitate: 1)
– Krankheiten der Katze, Horzinek,/Schmidt/Lutz, Verlag Enke
– Skript für Studierende der Veterinärmedizin Universität Zürich, Prof. Dr. M. Wanner, Institut für Tierernährung, 2003
– Burgersteins Mikronährstoffe in der Medizin, Michales Zimmermann, Enke Verlag
– Elisabeth M. Hodgkins, Your Cat, Thomas Dunne Books